Das war harmlos lieber FC
05. Spieltag | 1. FC Köln 1:2 1. FC Nürnberg
12.09.2011 21:00
Was soll man nach dem Spiel sagen? Die fast schon ewige Frage nach dem Charakter der
Mannschaft ist weiterhin nicht eindeutig beantwortet. Ist man nach dem nerven zerrenden
Spiel gegen Hamburg davon ausgegangen, dass Kampf, Moral und Einsatz endlich zu 100
Prozent geleistet werden können, holt einem das Spiel gegen Nürnberg wieder knallhart
auf den Boden der Tatsachen. Warum auch nicht?
Gut, es war nicht alles schlecht, so etwas ist ja auch nur schwer möglich. Trotzdem
nagen einige Eindrücke erheblich an der Fanseele. Pedro Geromel ist da eher die
Ausnahme. Sein rabenschwarzer Tag gegen Nürnberg ist eher ein Novum. Bei ihm kann man
eigentlich stets von einer soliden bis sehr guten Leistung ausgehen. Dass er in seinem
bisher schlechtesten Spiel für den 1. FC Köln gleich zwei Elfmeter verschuldet ist
natürlich doppelt bitter. Und auch sonst dürfte seine Zweikampfstatistik dürftig bis
schlecht ausgefallen sein. Bei ihm darf man aber davon ausgehen, dass er sich bis zum
kleinen Derby gegen Leverkusen wieder gefangen hat. Neben ihm hatte unser Goalgetter
Novakovic ebenfalls einen schlechten Tag. Deutlich häufiger als sonst lief er beim
Angriff im totalen Abseits rum. Seine sonstige Laufarbeit wurde gestern nicht belohnt.
Großartig in Szene gesetzt wurde er aber auch nicht und war so meist auf sich alleine
gestellt.
Zwei weitere Gegentore machen insgesamt 14 Gegentore bei fünf Spielen. Knapp drei pro
Spiel sind weiterhin absolut inakzeptabel. Zumal bereits einige Tore durch individuelle
Fehler gefallen sind, die mit taktischem Fehlverhalten nicht wirklich etwas zu tun
haben. Nicht umsonst nannte Trainer Solbakken die Leistung von gestern als Rückschritt.
Gemessen an den Einzelleistungen war das Spiel noch nicht mal so schlecht wie man meinen
könnte. Das Zusammenspiel dafür war aber teils katastrophal. Auch wenn wir erneut den
Gegner neunmal ins Abseits haben laufen lassen, wackelte die eigene Abwehrreihe immer
noch zu oft. Wenn der FC das Spiel machen muss, und Nürnberg hatte sich defensiv gut
aufgestellt, ist wenig Idee, Kreativität und Durchschlagskraft zu finden. Chancen waren
da, aber die letzte Genauigkeit oder Willen war dabei nicht zu erkennen. Immerhin ein
Abseitstor von Podolski war noch dabei. Doch ist so was, wir waren 30 Minuten ein Mann
mehr auf dem Feld, einfach zu wenig. Verschenkter Sieg!
Was ist nun positiv? Nüchtern betrachtet kommt doch das eine oder andere zusammen. Adil
Chihi hat nun in zwei Spielen hintereinander getroffen. Nicht nur das, er hatte dabei
stets das Anschlusstor gemacht. Überhaupt sind die bisherigen Torerfolge in
Pflichtspielen auf sechs Spielern verteilt, Vorlagen von Peszko, Podolski, Geromel und
Jajalo kommen dazu.
Gut auch, dass Rensing wieder im Kasten steht und die Dinger reihenweise pariert. Dazu
hatte er beide Ecken der Elfmeter geahnt, aber Simons hatte einfach zu platziert
geschossen. Seinen Wutausbruch gegenüber Chihi kann ich nur zu gut verstehen, auch wenn
Adil nicht der einzige gewesen war, der einen Anschiss verdient hatte. Jedenfalls
strahlt Rensing deutlich mehr Sicherheit aus als sein Vertreter Varvodic.
Slawomir Peszko hatte sein erstes Spiel über 90 Minuten gemacht. Solbakken zeigt seinen
Abwanderungsgedanken Verständnis. Doch er muss diesen Vertrauensvorschuss auch mit
Leistung zurück bezahlen. Gegen Nürnberg war dies zu wenig. Dazu kommt, dass Jungspund
Clemens erneut Einsatzminuten sammeln durfte. Das war es dann aber auch vorerst.
Podolski war zwar bemüht, konnte sich aber wenig in Szene setzen. Es kann nicht alles
über ihn laufen, aber ein Vorbild an Einsatz an dem sich die Mannschaft orientieren
kann muss das Ziel sein. Eine Schippe mehr ist da nicht zu viel verlangt.
Nach verschenkten drei Punkten will ich noch eine Szene ansprechen, die den fehlenden
Einsatz aller Kölner am besten nachweist. 91. Minute und Nürnberg im Konter mit
Überzahl. Ich dachte erst die Szene wäre schon abgepfiffen, aber Nürnberg spielte es
wirklich in Zeitlupe aus. Trotzdem war aus dem Mittelfeld kein Spieler des FC bereit,
dem gefährlichen Moment hinterher zu eilen. Kläglicher Einsatz und einzig der pomadigen
Ausführung der Nürnberger war es zu verdanken, dass es kein 1:3 wurde. Was war ich
sauer.
Nun stehen wir schon fast wieder mit dem Rücken zur Wand, aus fünf Spielen haben wir
vier Punkte auf der Habenseite. Letzte Saison hatten wir exakt die gleiche
Punktausbeute. Ein ruhiges Gewässer werden wir so vorerst nicht erreichen.
Schönste Spielszene:
Zwei Elfmeter in der linken unteren Ecke untergebracht. So platziert muss man die
Dinger erstmal versenken. Das nenn ich mal Kaltschnäuzigkeit.
Spielfazit:
Was hilft alles jammern, wir haben erneut nicht die Chance genutzt, uns ein wenig
abzusetzen. Gegen einen Gegner auf Augenhöhe geraten wir durch eigenes Verschulden in
Rückstand und schaffen es in 33 Minuten mit Überzahl nicht, ein Tor zum Ausgleich zu
schießen. Dazu wird Miso Brecko die nächsten drei Spiele Dank einer roten Karte
gesperrt sein. Zwar eine harte Entscheidung, aber nachzuvollziehen. Das Spiel
entschieden hat es jedenfalls nicht.
Michael Rensing hat vollkommen recht, dass sich die Spieler des FC mal wieder an die
eigene Nase fassen müssen. Nicht zum ersten Mal. Ist der Mentaltrainer eigentlich immer
noch im Trainerteam? Ob sich gegen Leverkusen was ändern wird? Spätestens vor dem
Anpfiff werde ich wieder dran glauben. Doch sind solche Rückschläge immer wieder
ernüchternd. Ich weiß, dass die Mannschaft das Zeug dazu hat einmal eine Saison ohne
Abgrundnähe zu bestehen. Ein Blick an den Niederrhein sollte Ansporn genug sein es
besser zu machen. Oder nicht?